Die Gründung
Der erste Schritt wurde am 18. Juli 1971 mit einer Anfrage durch Hans Roos bei der Schriftleitung der Zeitschrift „Reiterrevue“ getan. Darin wollte er hilfreiche Auskunft darüber, mit welchen Koten für die Erstellung einer Reithalle mit Stallungen zu rechnen ist und welche Anzahl von Vereinsmitgliedern und Pferdebesitzern zur Existenzfähigkeit eines Reitvereins notwendig ist. Die Antwort machte klar, dass eine Vereinsgründung in jedem Fall ein ungewisses Abenteuer darstellt, dass sie einem Sprung ins kalte Wasser gleichkommt und das mit Schwimmhilfe kaum zu rechnen ist.
Am 14. April 1974 nahm das Vorhaben konkrete Formen an. Der Ortsname Aichwald war zwar noch nicht geboren, aber die Gemeinden Aichelberg, Aichschieß und Schanbach mit den Teilorten Krummhardt und Lobenrot gaben unter der Benennung „Vorderer Schurwald“ ein gemeinsames Amtsblatt heraus. In ihm erschien ein Beitrag „Interesse an einem Reitverein auf dem Schurwald?“. Es reagierten die Bürgermeister von Beutelsbach und Strümpfelbach und etwas mehr als eine Handvoll Interessierte. Am 12. Mai 1972 fand eine Zusammenkunft im Löwen in Aichelberg statt. Was passiert, wenn drei Deutsche sich zusammensetzen? Nicht ganz ernst zu nehmen, aber vielleicht doch nicht untypisch, ist die Antwort „sie gründen einen Verein“. Schon hier ergeben sich die ersten Informationsdefizite. Ein Blick ins Bürgerliche Gesetzbuch klärt auf: zur Eintragung sind 7 Gründungsmitglieder erforderlich. Schon bei der ersten Zusammenkunft war man entschlussfreudig, die erforderliche Anzahl der Gründungsmitglieder wurde mit dem Einsatz aller verfügbaren Familienreserven erreicht, am gleichen Abend wurde eine Satzung beschlossen. Sie trägt die Unterschriften von Hans Roos, Karl Grupp, Manfred Liebezeit, Harald Bacher, Irmgard Bacher, Friedhelm Grentz, Hannelore Bitzer (später Scharpf), Elke Roos und Paul Bacher.
Der gewählte Vereinsname „Reitverein Schurwald-Rems e.V.“ drückte aus, dass es noch völlig offen war, ob der Verein im Remstal oder auf dem Schurwald einen geeigneten Reitplatz und einen Stall finden würde. Nach etlichen vergeblichen Sondierungen ergab sich nach häufigen Besuchen und viel Überredungskunst bei dem Schanbacher Original Johannes Lutz ein 5-jähriger Pachtvertrag für seinen Stall direkt neben dem Schanbacher Rathaus. Auch für einen Reitplatz konnte eine Lösung gefunden werden: Manfred Liebezeit stellt seine Pferdekoppel zwischen Schanbach und Lobenrot zur Verfügung, die er von der Gemeinde Schanbach gepachtet hatte. Der Gemeinderat von Schanbach gab seinen Segen dazu, begünstigt durch die Fürsprache von Landwirten im Gemeinderat.
Es soll vorkommen, das in Vereinen Satzungsfragen eine überproportionale Bedeutung erlangen, dass auf der Satzung bei jeder passenden Gelegenheit herumgeritten wird. Bei einem Reitverein sollte das Reiten jedoch auf Pferden stattfinden. Hierzu musste der Stall bei Johannes Lutz, der für Rinder gedient hatte, umgebaut werden. Gleich nach dem zweiten Weihnachtsfeiertag 1972 fand der erste Arbeitseinsatz statt. Mit dem Presslufthammer wurden die unbrauchbaren Einbauten entfernt, Trennwände für 2 Boxen und 7 Ständer erstellt. Trotz der Durchführung in Eigenarbeit bereitete der finanzielle Aufwand Kopfzerbrechen. Heute erscheint der Kostenaufwand von 2550 Euro fast lächerlich, aber 1972 waren 2550 Euro mehr als dies heute erscheint, und die Zahl der Mitglieder war gering. Herr Peuker, der später mit Shetlandponies in den Stall einzog und in Schanbachund Umgebung als Gespannfahrer gesichtet wurde, übernahm die Beschaffung der Stahleinbauteile, Herr Röhnert organisierte die Montage und Manfred Liebezeit sorgte für die erforderlichen Baugeräte. Der Reitplatz wurde mit einer soliden Umzäunung aus selbstbetonierten Pfosten eingezäunt und im April 1973 standen die ersten beiden Privatpferde, zwei ausgediente Traber von der Rennbahn im Stall. In einem Verein sollte neben unumgänglicher Eigenarbeit das Festen nicht zu kurz kommen. Der Stall- und der Reitplatzausbau war Anlass zu einem ersten Festabend im Löwen in Aichelberg und danach zur Aufnahme des Reitunterrichtes. In Aichelberg war ein Pferd in einem Privatstall untergebracht, sein Besitzer bot sich an, sich und sein Pferd für den Reitunterricht zur Verfügung zu stellen. Er war im Umgang nicht ganz unkompliziert, er konnte sich zunächst nicht entschließen, Mitglied zu werden und als er sich nach einigen Wochen Unterrichtserteilung dazu aufraffte, legte der Vorstand ihm nahe, von einem Aufnahmeantrag abzusehen, woraus sich später Folgerungen ergeben sollten.
Aufgrund der dünnen finanziellen Decke entschlossen sich die Mitglieder Beck und Röhnert, gemeinsam ein Pferd anzuschaffen und dieses dem Verein zur Verfügung zu stellen. Der Entschluss war löblich, bei der Umsetzung stellten sich allerdings Komplikationen ein. Das halbe Pferd – beide Hälften zusammen hießen Moritz – durfte beispielsweise nach Ansicht des einen Besitzers einer bestimmten Reitanfängerin aus Gründen ihres Übergewichtes nicht zur Verfügung stehen. Bald zeigten sich trotz dieser Einschränkung bei Moritz gesundheitliche Mängel. Es ergaben sich Ausschusssitzungen, die mit viel Zündstoff angefüllt waren. Die Vereinbarung mit den beiden Besitzern kam zum Platzen und der Vorsitzende zu der Erkenntnis, künftig von allen halben Lösungen Abstand zu nehmen.
Das erste Vereinspferd
Nach diesem Intermezzo erstand der Verein sein erstes eigenes Schulpferd namens Markant, einen großrahmigen Braunen, schon etwas betagt aber hervorragend ausgebildet. Er verfügte noch über genügend Temperament und ausreichende Erfahrung, um jede Schwäche seiner noch unvermögenden Reiter auszunutzen. Zwangsläufig erweiterte sich der Aufgabenkreis des 1. Vorsitzenden um Krankenhausbesuche verunglückter Reiter. Das erste Opfer mit Schlüsselbeinbruch im Robert-Bosch-Krankenhaus in Feuerbach. Im Lauf der Jahre sollten sich auf anderen Pferden noch weitere Opfer hinzugesellen. Die Problematik jener Tage aber war nicht die Gefährlichkeit, die zwangsläufig mit dem Umgang von Pferden verbunden ist, sondern die Schwierigkeit, einen geordneten Reitunterricht zu organisieren. Wenn es einmal optimal lief, so waren bei dem zweimal wöchentlich stattfindenden Unterreicht gerade mal vier Pferde präsent. Den Platz versetzten wir in einen akzeptablen Zustand, indem wir mit dem Lastwagen zahlreiche Fahrten Gummischnitzel, dass heißt Gummiabfälle eines Vulkanisierbetriebs, aus Ludwigsburg herankarrten, so dass sich die Pferde mit federnden Tritten und gummistaubgeschwärzten Nüstern bewegten. Aber nicht immer lief es optimal; in den Schlechtwetterperioden verschwanden die Schnitzel im Untergrund, im Winter fiel der Unterricht teilweise wegen früh hereinbrechender Dunkelheit oder wegen des gefrorenen Bodens aus, zur Zeit der Erdbeerernte, weil durch die Staubentwicklung beim Reiten die Beeren des benachbarten Grundstücks überzuckert und nicht mehr verkaufsfähig waren. Man begann von einer Reithalle zu träumen, von trockenem, weichen Boden und elektrischer Beleuchtung.
Tastversuche nach einer Reithalle
Aus dem Schreiben vom Mai 1974 an den Landessportbund geht hervor, dass die Gemeindeverwaltung Schanbach einen Antrag auf Zuweisung eines gemeindeeigenen Geländes zur Erstellung einer Reithalle positiv behandeln würde, wenn ein Finanzierungsplan vorgelegt wird.
Hallenangebote für die etwas bescheidenen Abmessungen 15m x 35m lagen mit etwas 35.000 Euro vor. Ein Staatszuschuss von 13.500 Euro war zugesagt, ein Mitglied war bereit, die Mittel aus dem Verkauf seiner Yacht zur Verfügung zu stellen, es konnte also konkret geplant werden. Wo aber konnte gebaut werden? Bürgermeister Kuhn aus Schanbach schlug das Gelände „Zehn Morgen“ am Waldrand von Lobenrot vor. Aus dieser Phase liegt eine Planskizze über einen Ausbau in verschiedenen Stufen zu einer kompletten Reitanlage vor.
Doch gemach: das Regierungspräsidium verlangte von der Gemeinde einen Entwicklungsplan mit allen vorgesehenen Baumaßnahmen im Außenbereich. Dazu gehörten auch Vorhaben des Tennisvereins, des Liederkranzes Schanbach, sogar die Eingliederung einer Schießbahn eines Schützenvereins aus dem Remstal war angedacht. Wegen der zu erwartenden Verzögerungen, die sich dann tatsächlich auch einstellten, verfolgte man parallel dazu weitere Projekte: die Gemeinde Beutelsbach zeigte Interesse, ein Vorschlag sah die Erstellung einer Halle kleinerer Abmessung mit integriertem Stall auf dem Privatgrundstück Lautenschlager in Aichschieß vor.
Plötzliche Konkurrenz
Ein Reitverein bedeutet für die Attraktivität des Freizeitangebotes einer Gemeinde sicherlich einen Zugewinn. Wie aber ist die Situation, wenn in einer Gemeinde plötzlich zwei konkurrierende Reitvereine bestehen?
Im Januar 1974 erschien in der Esslinger Zeitung eine Notiz mit der Überschrift „Reiten im Schurwald“. Damit war aber nicht wie zu vermuten unser Verein gemeint, sondern die Neugründung des Reitvereins St. Georg in Aichelberg, die aufgrund einer Initiative des Mannes erfolgte, der erstmals in unserem Verein Unterricht erteilt hatte. Wenn es sich auch wohlgefällig las (Nur wer auch misten, putzen und sonstige Arbeiten übernehmen will, wird akzeptiert…. Nicht mehr als 40 Aktive soll der Stall je zählen, um beste Kameradschaft und Harmonie zu garantieren), so war der Vorstand unseres Vereins davon verständlicherweise aufgeschreckt.
Es war abzusehen, dass nur derjenige Verein überlebt, der als erster eine Halle vorweisen kann. Immer wieder entstand Unruhe durch die Falschmeldung „St. Georg hat eine Baugenehmigung“. Das Problem löste sich schneller als gedacht. Von unserem Vorstand wurde an den Bürgermeister Hohler der mittlerweile entstandenen und selbständigen Gemeinde Aichwald die Bitte herangetragen, vermittelnd zu versuchen, die beiden Vereine zu einer Fusion zu veranlassen. In einem Schreiben vom Februar 1975 erhielt unser Vorstand die Reaktion von St. Georg mitgeteilt: „Unserer Mitgliederversammlung sieht keinen Anlass zu einer Fusion mit Ihrem Verein, und wünscht auch keine weiteren Gespräche seines Vorstandes über diese Angelegenheit“.
Trotzdem ergab sich eine Bereinigung. Mit der „besten Kameradschaft und Harmonie“ war es offenbar nicht zum Besten bestellt. Die Verhältnisse wurden öffentlich in einem Nachrichtenblatt kritisiert („Was ist los bei St. Georg?“. Nach Anrufung des Amtgerichts erfolgte die Abwahl des 1. Vorsitzenden. Die Auflösung des Vereins erfolgte alsbald. Sie wurde auch beschleunigt durch gegenseitigen Schuldzuweisungen, die sich nach dem tragischen Unfall nach einem Ausritt ergaben, bei dem ein Mädchen durch den Schlag eines Pferdes tödlich verletzt wurde.
Wie hat sich der Verein im Vereingefüge von Aichwald etabliert?
Darüber gab sich der Vorstand der ersten Jahre keinen Illusionen hin: in der Schulwaldöffentlichkeit durfte nicht mit allzu viel Sympathie für die Reiterei gerechnet werden. Es war zu erwarten, dass die Landwirte die Reiter als Störenfriede in der freien Flur betrachten würden. Außerdem war mit Vorbehalten zu rechnen, da die Reiterei für lange Zeit als Vorrecht für nur Privilegierte betrachtet wurde. Es war ein Anliegen, solche Vorurteile abzubauen. Beim Ausreiten wurde strikt darauf geachtet, dass sich die Reiter rücksichtsvoll und diszipliniert verhalten.
Der Verein kann es sich zugute halten, das er Jahre, bevor ein solcher Anschlag vom Landesverband der Reit- und Fahrvereine gemacht wurde und bevor dies im Waldgesetz für Verdichtungsräume zur Pflicht gemacht wurde, bei Ausritten das Tragen von Kopfnummern im Gelände obligatorisch gemacht hat. Das Reiten sollte als Sport für Jedermann propagiert werden. Der Erlös des ersten „Jedermannsreiten“ wurde als Scheck über 400 Euro dem örtlichen Roten Kreuz überreicht, obwohl der Reitverein diesen damals nicht geringen Betrag nötiger gehabt hätte als das Rote Kreuz.
Dass Ressentiments wohl noch immer bestehen, ist wahrscheinlich. Die Äußerung des damaligen Hofkammerförsters Schnaufers in Schanbach, die ihm in einem Disput mit dem Vereinsvorsitzenden entfuhr, ist dafür nicht untypisch: „Pferde mag man auf dem Schurwald, bloß die Reiter nicht“. Immerhin ist es ein Teilerfolg, dass man die Pferde mang, doch hoffen wir, dass in der Zwischenzeit auch die Reiter zu einer Entspannung beigetragen haben.
Präsentation in der Öffentlichkeit
25 Jahre sind für einen Verein ein noch jugendliches Alter. Das erste öffentliche Auftreten erfolgte aus Anlass des Jubiläums eines Schanbacher Vereins, der 100 Jahre mehr ausweisen kann.
Der Reitverein führte den Festzug des Liederkranzes aus Anlass seines 100-jährigen Bestehens mit einer Handvoll Reiter an und einer Kutsche, gezogen von einem Ponygespann. Der Vorsitzende des Liederkranzes, Paul Geyer, wird möglicherweise dem Fahrer des Ponygespanns noch heute gram sein, da er durch sein verspätetes Eintreffen für etwas Nervenkitzel und einen verspäteten Start des Umzugs verantwortlich war. Auch in Esslingen trat der Verein in Erscheinung; im November 1974 erschien ein Bild in der Esslinger Zeitung mit dem Untertitel „750 Kinder beim Esslinger Martinsritt“. Auf dem Bild zu sehen ist St. Georg, der seinen Mantel teilt, sitzend auf seinem Pferd Diana, im Verein unter dem Namen Manfred Liebezeit bekannt. Mittlerweile ist der Martinsritt auch in Aichelberg Tradition geworden. Der Part des St. Georg wird regelmäßig von Edwin Denning übernommen.
Der erste große, eigenständige Auftritt des Reitvereins war dann das 1. Aichwalder Reiterfest 1974 auf dem alten Sportplatz am Waldrand von Lobenrot. Die Situation beschreibt der Einführungssatz eines Einladungsschreibens an die Mitglieder des Gemeinderates zum nachfolgenden Reiterfest 1975: „Unser 1. Aichwalder Reiterfest war für uns ein Wagnis“. Dieser Satz war mehr als berechtigt. Niemand aus der Mannschaft der ersten Stunde hatte irgendwelche Erfahrungen mit der Organisation einer Reitveranstaltung. Als Retter in der Not schein sich ein neu hinzugekommenes Mitglied zu erweisen, da es bei seinem früheren Verein die Vorbereitungen von Turnieren mit übernommen hatte. Bei einer Schlussbesprechung im Hirsch in Schanbach, eine Woche vor dem Termin, zeigte sich sehr schnell, dass die Hoffnung auf eine routinierte Vorbereitung in Nichts zerstob.
Der „Turnierleiter“ zog sich an die Theke zurück und wandte sich dem Alkohol zu. Der Vorsitzende musste mit einigen Wenigen versuchen, den ersten Auftritt zu retten, so gut es noch ging. Einige Jahre später gestand die Hirschwirtin Fanny Bäder, sie hätte das Geschehen an diesem Abend wachen Sinnes verfolgt; sie hätte Mitleid mit dem Reitverein gehabt, da er sich gleich bei seinem ersten öffentlichen Auftritt blamieren werde. Zusätzliche Schwierigkeiten hatten sich dadurch ergeben, dass der Reitlehrer der ersten Stunde am Reiterfest nicht verfügbar war. Im Nachhinein ist seine Sorge, mit unseren damaligen Reitkünsten nicht viel Ehre einlegen zu können, verständlich. In letzter Stunde sprang Justus Faber aus Rommelshausen ein und übernahm die Vorbereitung der Quadrille, das reitsportliche Aushängeschild jedes Reitvereins. Er sollte von da an bei der Gestaltung des Reitunterrichts auf der heutigen Reitanlage bis zu seinem Tod im Dezember 1986 aktiv beteiligt sein.
Wie kam das erste Reiterfest an?
Ein Programmpunkt ist schon angedeutet. Die Quadrille, ohne großen Schwierigkeitsgrad, aber ausgezeichneter Gesamteindruck!
Das Vermögen der Reiter war begrenzt, aber doch ist der Berichter überzeugt, vielleicht schwingt etwas Nostalgie mit, dass es im Nachhinein betrachtet eine der attraktivsten Quadrillen des Vereins war. Ein weiterer Programmpunkt war eine Vorführung der Voltigiergruppe durch H.P. Schmid auf der Stute „Heide“ des Vorsitzenden. In nur wenigen Wochen war die Gruppe zur Vorführungsreife gebracht worden. Während sich heute fast nur Mädchen zum Voltigieren einfinden, machten damals die Buben die Mehrheit aus. Notgedrungen, wegen des bescheidenen reiterlichen Standes, nahmen allgemeine Schaunummern wie Geschicklichkeitswettbewerb und Vorstellung der im Verein gehaltenen Pferde, teilweise mit Fohlen, einen breiten Raum ein.
Die Namen machen Erinnerungen wach: Dardanus, Bella, Heide, Conny, Jeanett, Markant, Galant, Winzer, Diana, Dolores, Moritz, Kizzy, Paidasch und die Kleinpferde Lausbub, Sandra, Liesel und Flicka. Eintritt wurde, um für den Pferdesport zu werben, nicht erhoben, eine Entscheidung, die bis zum heutigen Tage beibehalten wurde. Nach Schwierigkeiten in der Vorbereitungsphase führten die Reaktionen der Zuschauer zur vollen Zufriedenheit und Entspannung aller aktiv Beteiligten.
Der Vorsitzende, der als Sprecher die Vorführungen kommentierte, erhielt gleich mehrmals etliche Zehnmarkscheine (5 Euro!) als freiwillige Spende überreicht, ohne dass dies auch nur andeutungsweise erbeten wurde. Beim anschließenden gemütlichen Zusammensitzen erklärte der damalige Vorsitzende des Vereinsringes Aichwald, Prof. Dr. Dahmen, spontan seinen Beitritt. Bürgermeister Kuhn spendierte eine Flasche Wein und gab seiner positiven Überraschung Ausdruck. Es war offenkundig, der Reitverein hatte Pluspunkte gesammelt!
Ein Provisorium als Ausweg
Nach dem 2. Reiterfest ging der Reitbetrieb in der gewohnten Form weiter. Dann aber wurde erkennbar, dass der im Sommerhalbjahr kräftig angestiegene Reitunterricht unter den winterlichen Bedingungen nicht weitergeführt werden konnte.
Es war zu befürchten, dass ein Teil der aktiven Mitglieder abspringen und sich nach anderen Möglichkeiten umsehen würde. Der Anfängerunterricht wurde auch bei den rauesten Winterbedingungen auf einem Longierzirkel neben dem Reitplatz durch Justus Faber aufrecht erhalten. Unentwegte unter den Fortgeschrittenen fuhren zur Überbrückung wöchentlich nach Wildbad/Schwarzwald in die dortige Reitschule. Wie aber sollten die Vereinspferde – zu Markant hatte sich Lorette gesellt – ausreichend bewegt werden?
Eine Lösung war unaufschiebbar, ein Gelände für eine Reithalle aber noch immer nicht in Sicht. Es ergab sich eine unerwartete Möglichkeit. Bei einer Plochinger Baufirma waren noch original verpackt die Einzelelemente eines Winterbauzeltes eingelagert, für dessen Nutzung als Reitzelt über die Wintermonate eine Monatsmiete von 250 Euro vereinbart war. Zur Aufstellung hatte die Gemeinde das mittlerweile überbaute Gelände an der Uhlandstrasse in Schanbach zur Verfügung gestellt, ca. 200m vom Vereinsstall bei Johannes Lutz entfernt. Ein Stromanschluss war von einem gegenüber liegenden Grundstück aus möglich, über einen Straßenhydranten konnte sogar eine Beregnung realisiert werden. Die Abmessungen des Winterbauzeltes waren mit 13m x 17m nicht berauschend, aber unter den damaligen Gegebenheiten konnte von einer optimalen Lösung gesprochen werden – sofern nicht noch unvorhergesehene Klippen auftauchten.
Und sie tauchten auf! Das Winterbauzelt mit einem Anschaffungswert von 40.000 Euro war aus Winterbaumitteln des Arbeitsamtes bezuschusst worden. Daran war leider die Bedingung gekoppelt, dass es nicht zweckentfremdet eingesetzt werden durfte. Erst nach mehrmaligen Anträgen mit umfangreichen Begründungen an das Bundesarbeitsamt in Nürnberg wurde grünes Licht gegeben. In etlichen Arbeitseinsätzen an den Wochenenden wurde mit Euphorie das Zelt aus den Einzelbauteilen zusammenmontiert und aufgestellt. Endlich konnte ein geregelter Unterricht durchgeführt werden, unabhängig von der Tageszeit, unabhängig vom Wetter, mit immer gleich guten Bodenbedingungen für die Pferde. Auch die Sicherheit auf dem Weg vom Stall zum Unterricht war entscheidend verbessert. Lediglich das Schulpferd Max mochte die Einschätzung nicht akzeptieren. Die Nachbarschaft konnte immer wieder beobachten, wie er sich ungebärdig vor Erreichen des Zeltes losriss und zurück zum Stall galoppierte. Aber er war die Ausnahme von all den Vereinspferden, die im Zelt brav ihre Arbeit verrichteten: Markant, Lorette, der Norweger Moritz, Arrak, der Schwarzwälder Fuchs Mobby, Flicka und Inka.
Mit der Aufstellung des Zeltes waren die äußeren Bedingungen für den Reitbetrieb erheblich verbessert. Verbesserungen im Angebot speziell für die jugendlichen Reiter waren möglich; eine Fördergruppe erhielt zusätzlichen kostenlosen Unterricht. Selbst für den Nikolaus ergab sich zum ersten Mal im Dezember 1974 die Möglichkeit, Aichwalder Kinder zu beschenken. Stilgemäss für einen Reitverein fuhr er damals schon im Gespann vor. Das Winterbauzelt war ursprünglich nur für die Überrückung der Wintermonate gedacht. Es zeigte sich aber, dass es auch in der übrigen Zeit unschätzbare Vorteile gegenüber dem abgelegenen Außenreitplatz aufwies. So ergab sich ein ganzjähriger Betrieb im Reitzelt. Die Sehnsucht nach einer Reithalle mit Standardabmessungen war aber nicht erlöschen. Vor jedem Winter war ungewiss, ob der Einsatz des Zeltes vom Arbeitsamt weiterhin genehmigt wird. Außerdem war absehbar, dass das Gelände an der Uhlandstrasse Baugebiet wird. Auch die Weiterführung des Mietvertrags für den Stall Lutz war nicht sichergestellt. Nicht zuletzt dachte man auch an das, was eigentlich von jedem Verein erwartet wird, nämlich über den Vereinszweck – hier also das Reiten – hinaus, zur Geselligkeit beizutragen. Dieser Teil kam gewiss nicht zu kurz. Außer der monatlichen Treffen in der Linde in Aichschieß fanden sich nach fast jeder Reitstunde Mitglieder im Hirsch oder im Rössle in Schanbach zusammen. Gerne hätte man sich diesen geselligen Teil zur Aufbesserung der Vereinskasse in einem eigenen Reiterstüble gewünscht. Der Wunsch nach einer abgerundeten Gesamtanlage mit üblichen Abmessungen, mit direkt angeschlossenem Stall, Scheuer, Sanitäreinrichtungen und einem Reiterstüble nahm immer bildhaftere Formen an.
Bau der Reitanlage
Der Wunsch nach einer Reithalle ist so alt wie der Verein selbst. Seit der Vereinsgründung wurde mehr oder weniger intensiv nach einem geeigneten Standort gesucht und vorsorglich gleich ein Bausparvertrag abgeschlossen.
Richtig in Fahrt kam die Angelegenheit Anfang 1979, als uns im Januar auf 31. März gekündigt wurde, weil das Gebäude abgerissen werden sollte. Außerdem wurde die Wiese, auf der unser Reitzelt stand, zum Baugebiet ausgewiesen, so dass auch das Zelt in absehbarer zeit weg musste. In dieser Zeit höchster Not gelang dann der Durchbruch.
Nachdem alle bisher angepeilten Standorte an der Naturschutzbehörde gescheitert waren, gab diese ganz überraschend im Oktober 1979 grünes Licht für den Standort „Alter Hau“ in Lobenrot. In einer außerordentlichen Hauptversammlung am 15. Dezember 1979 beschloss der Verein den Bau einer Reithalle, Stallungen, Reiterstübchen und Nebenräume. Gleichzeitig wurde eine Erhöhung der Reitstundengebühren und der Jahresbeiträge sowie eine zusätzliche Hallenumlage beschlossen. Das Eigenkapital betrug zu diesem Zeitpunkt 67.500 Euro. Die ersten eingereichten Pläne wurden wegen zu großzügiger Planung abgelehnt. Nach entsprechenden Änderungen gab es dann Ende 1980 eine vorläufige Zusage der Baubehörde. Am 21. März 1981 wurde eine neue Vorstandschaft gewählt, die bereit war, die Bauleitung und deren Risiken auf sich zu nehmen.
Es waren Eigenleistungen im großem Umfang eingeplant. Am 27. Juni 1981 beschloss die außerordentliche Mitgliederversammlung das endgültige Projekt mit einer Bausumme von 407.500 Euro. Die Kredite mussten zu einem großen Teil durch persönliche Bürgschaften von Mitgliedern abgedeckt werden. Und es wurde eine Arbeitsstundenverpflichtung von 140 Stunden jährlich für Familienmitgliedschaften und 70 Stunden für Einzel- und Jugendmitgliedschaften beschlossen. Diese Pflichtstunden wurden von vielen Mitgliedern bei weitem übertroffen, einzelne leisteten sogar über 2.000 Stunden in den beiden Baujahren. Noch vor dem Baubeginn dokumentierte der Verein seine endgültige Zugehörigkeit zu Aichwald durch die Namensänderung von Reitverein Schurwald-Rems in Reitverein Aichwald.
Noch im Juli begannen wir mit den Erdarbeiten, am 5. Oktober begannen die Hallenbauer mit den Fundamenten und am 14. Oktober war Richtfest. Am 12. Oktober kam die Baufreigabe für den Stall und über den Winter schalten und betonierten Mitglieder 130 Meter Stahlfundamente. Auch die Verschalungen von Halle und Stall sowie der gesamte Kasino-Anbau wurde in Eigenleistung durchgeführt. Am 18. Dezember 1982 zog der Verein in die neue Anlage um. Der Innenausbau der Halle, des Kasinos und der Außenanlagen nahmen allerdings noch ein knappes Jahr in Anspruch.